Autonomes Fahren

Vollständig autonomes Fahren wird Realität werden. Die Frage ist nur, wann und wo zuerst? Eine aktuelle Standortbestimmung mit Beispielen von Projekten in Deutschland und den USA.

Der gesetzliche Rahmen für vollautomatisierte Fahrzeuge steht, die Ausführungsbestimmungen folgen nach und nach

Wie die Hersteller die Autos fürs Selberfahren fit machen

Autonome Autos werden sich laut Prognos-Studie erst ab 2040 durchsetzen

Ursprüngliche Zeitpläne zu ambitioniert

Fahrerlose Autos sollten in Deutschland eigentlich heute schon am Straßenverkehr teilnehmen können. Schon seit Jahren sind die Ingenieure fast aller Autohersteller mit Systemen zum automatisierten und hochautomatisierten Fahren unterwegs. Der ambitionierte Zeitplan hat sich jedoch immer wieder verschoben. Die zu entwickelnde Technik auf Seiten der Autohersteller wie auch die Rechtslage auf Seiten der Gesetzgebung waren offenbar komplexer als gedacht.

Immerhin ist der notwendige Rechtsrahmen inzwischen gesteckt. Im Mai 2021 haben Bundestag und Bundesrat einem Gesetz zugestimmt, nach dem vollständig autonome Fahrzeuge in Deutschland grundsätzlich am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen können. Die konkreten Ausführungsbestimmungen folgen nach und nach.

Welche Vorteile bieten selbst fahrende Autos?

Überzeugt scheinen die Deutschen trotz aller Fortschritte nicht unbedingt zu sein vom autonom fahrenden Auto. Laut Umfragen zweifeln 45 Prozent der Autofahrer an der Verlässlichkeit der Fahrzeugtechnologie oder haben Angst vor Hackern. Digitale Euphorie sieht anders aus.

Doch machen dann das neue Gesetz und die Entwicklung autonom fahrender Autos überhaupt noch Sinn? Auf alle Fälle. Denn die Potenziale dieser Technologie sind enorm – für die Gesellschaft, die Sicherheit und für den Wirtschaftsstandort Europa.

Für die Gesellschaft liegt die Chance darin, ältere oder leistungseingeschränkte Menschen besser einzubinden – und jeder Einzelne kann seine Zeit produktiv oder zur Erholung nutzen. Automatisierte Taxis oder Busse fahren vielleicht so günstig, dass sich auch der ländliche Raum besser erschließen lässt. Der Verkehr läuft flüssiger, und Güter können rationalisierter und umweltschonender transportiert werden.

Je nach Grad der Automatisierung werden sich auch die Unfallzahlen weiter reduzieren, denn für immerhin 90 Prozent aller Crashs ist menschliches Versagen die Ursache. Allerdings wird dieser Prozess langwierig sein, weil konventionelle und automatisierte Fahrzeuge noch sehr viele Jahre im Mischverkehr fahren werden. Verhindert werden muss, dass die technischen Systeme versagen oder Verkehrssituationen einfach falsch einschätzen. Die Entwicklung der besten Technologie fürs autonome Fahren hat daher eine immens große Bedeutung.

Prognos-Studie: Autonome Autos bis 2040

Erfolge bei Forschung und Entwicklung sind das eine – die Realität auf den Straßen ist das andere. Eine Studie des Prognos-Forschungsinstituts zum autonomen Fahren für den ADAC zeigt: Automatisiertes Fahren wird sich nur langsam durchsetzen. Das liegt vor allem daran, dass Autos durchschnittlich bis zu 20 Jahre im Einsatz sind – und sich neue Technologien deshalb nur ganz allmählich im Gesamtbestand bemerkbar machen.

So wird der Anteil von Neufahrzeugen, bei denen sich der Fahrer auf allen Autobahnen komplett von der Fahraufgabe abwenden kann, laut Prognos im "optimistischen" Fall von 2,4 Prozent im Jahr 2020 auf immerhin 70 Prozent im Jahr 2050 steigen. Ab 2030 werden dann Pkw mit Citypilot, also der Fähigkeit, sowohl auf der Autobahn als auch in der Stadt allein zu fahren, allmählich auf den Straßen auftauchen. Und erst nach 2040 werden in größerer Zahl Autos angeboten, die völlig autonom von Tür zu Tür kommen, also auch auf Landstraßen keinen Fahrer mehr benötigen.

Übersicht über die erwartete Verbreitung automatisierter Autos © ADAC e.V.

Das bedeutet: Noch bis weit ins 21. Jahrhundert hinein werden den Prognos-Forschern zufolge ganz normale Fahrzeuge neben vollautomatisierten unterwegs sein. Damit relativiert sich auch die Hoffnung auf schnelle Sicherheitsgewinne durch autonome Pkw in den nächsten Jahrzehnten. Dass trotzdem immer weniger Menschen im Straßenverkehr sterben oder verletzt werden, wird eher an der Verbreitung leistungsfähiger Assistenzsysteme liegen: So greifen Helfer wie der Notbremsassistent schon heute ein, wenn der Mensch einen Fehler macht. Ganz ohne autonome Technik.

Vorreiter in Amerika

Der Wettbewerb um die beste Technologie für das autonome Fahren ist weltweit in vollem Gang. Nach Meinung von Ex-VW-Chef Herbert Diess hinken die deutschen Autohersteller bei der Entwicklung der Technologie für das autonom fahrende Auto jedoch "ein bis zwei Jahre hinterher". An der Spitze des Know-hows werden Firmen in den USA gesehen – zum Beispiel die US-amerikanische Firma Waymo, die zum Imperium von Google gehört. Auch Mobileye, eine israelische Tochtergesellschaft des großen Chip-Herstellers Intel, gehört dazu.

Im US-Bundesstaat Arizona, genauer in einem Vorort von Phoenix, lässt Waymo schon eine Weile Roboterautos als Taxis fahren – zum Teil auch ohne Sicherheitsfahrer hinter dem Lenkrad. Kunden können ihre Fahrt per App ordern und werden dort abgeholt, wo sie sich gerade befinden. Filme dazu gibt es im Internet zuhauf. Die Technik von Waymo erscheint enorm weit fortgeschritten. Sie ist aber auch extrem aufwendig und teuer. Teils kommt es zu skurrilen Szenen, wenn ein Auto nicht weiß, was es machen soll.

Deutsche Hersteller holen auf

Autos von Mercedes und BMW sammeln Daten © Mercedes

Die deutschen Hersteller versuchen aufzuholen. BMW hat dafür eigens einen BMW-Campus in Unterschleißheim bei München gegründet, wo rund 1700 Spezialisten daran arbeiten, die notwendige Software-Algorithmik für hochautomatisiertes Fahren zu entwickeln. Für die Speicherung von im realen Straßenverkehr erhobenen Daten hat BMW zwei Datencenter mit einer Kapazität von 500 Petabyte (PB) errichtet – eine Speichergröße, in der alle jemals in der Menschheitsgeschichte geschriebenen und gedruckten Wörter fünfmal Platz hätten.

Der Entwicklungsrückstand gegenüber den Amerikanern mag darin begründet sein, dass die deutschen Automobilhersteller mit der berüchtigten deutschen Gründlichkeit arbeiten. Christian Weiß, Systementwickler von Daimler, betont: "Grundsätzlich gilt, dass bei uns Sicherheit vor Schnelligkeit geht." Für ihn sind die Tesla-Unfälle ein gutes Beispiel, wohin es führen kann, wenn unausgereifte Technik in Serienfahrzeugen eingesetzt wird. Daimler-Experte Timo Winterling ergänzt: "Zum Verstehen einer Szene müssen wir das Letzte aus den Sensoren herausholen."

Ein gemeinsames Projekt von Daimler und dem Autozulieferer Bosch ist ein Mitfahrservice in den USA. Besser gesagt: war es. Denn er ist inzwischen eingestellt. Im Silicon Valley pendelten – von einem Sicherheitsfahrer überwacht – einige S-Klasse-Mercedes selbstständig zwischen dem westlichen Stadtteil von San José und dessen Stadtzentrum hin und her. So wurden im Bereich der Umfeld-Wahrnehmung, Lokalisierung und der Fahrstrategie wichtige neue Technologien, Software und Patente erarbeitet, erklärt Mercedes. Inzwischen hat Mercedes in Deutschland die Zulassung für den so genannten "Drive Pilot", einen Staupiloten auf der Autobahn, bekommen.

Um sich für die Zukunft weiter zu rüsten, setzt Mercedes-Benz auf Kooperationen außerhalb des Automobilbereichs. Beispiel hierfür ist die Entwicklungskooperation mit der Firma Nvidia. Ergebnis soll ein fahrzeuginternes Computersystem sein, das mit künstlicher Intelligenz arbeitet. Diese schlaue Technik soll ab 2024 in allen Mercedes-Benz-Baureihen eingeführt werden. Und soll es später einmal ermöglichen, schon zugelassenen Autos per Software-Update Funktionen des automatisierten Fahrens nachträglich aufzuspielen.

Mehr zum Thema Autonomes Fahren: Das große Themen-Special Der Weg zum autonomen Auto: Die fünf Stufen der Automatisierung Platooning: Wie Lkw selbstständig über die Autobahn fahren

Reaktionstempo und hohe Rechenleistung der Autos

Als Entscheidungsgrundlage für die automatischen Fahraktionen fallen im Auto pro Minute fünf Gigabyte Daten zur Verarbeitung an. Die Rechenleistung an Bord kommt ungefähr der von 15 Laptops gleich. Die Zukunftsfahrzeuge sollen das Verkehrsgeschehen für rund zehn Sekunden vorausberechnen können und alle möglichen Verkehrsszenarien beherrschen, und zwar überall auf der Welt. Und die Systeme müssen in Zukunft nicht nur verkehrssicher, sondern auch datensicher entwickelt sein, um mögliche Cyberangriffe abwehren zu können.

Der selbst fahrende VW ID. Buzz in Hamburg

Prototyp von VW: Ein autonom fahrender ID.Buzz © Volkswagen Nutzfahrzeuge

Auch Volkswagen hat große Ambitionen, schon bald Fahrzeuge mit höchsten Automatisierungsgraden auf die Straße zu schicken. Zur Zeit werden Prototypen auf Basis des vollelektrischen Bulli ID. Buzz erprobt, ausgestattet mit einer Kombination aus Lidaren, Radaren, Kameras und Laserscannern. Das System liefert präzise Daten, um daraus ein sehr genaues Verkehrsbild der Innenstädte zu erzeugen.

Die Entwicklungspartnerschaft mit dem amerikanischen Tech-Unternehmen Argo AI ist kürzlich überraschend beendet worden. Aus welchem Grund, wurde von Volkswagen nicht mitgeteilt. Am Entwicklungsziel, den autonom fahrenden ID. BUZZ ab 2025 als Ridesharing-Fahrzeug von Moia in Hamburg einzusetzen, hält VW fest. Perspektivisch soll eine Flotte von 1000 autonomen Fahrzeugen im Hamburger Stadtgebiet auf die Reise geschickt werden. Weitere Flotten an anderen Standorten sollen folgen.

Mobileye und Sixt: Ride-Hailing in München

Das autonome Taxi von Mobileye basiert auf einem SUV von Nio © Intel

Schneller als Volkswagen wollen Intel und Mobileye sein. Schon bald, so der ambitionierte Plan, würden selbst fahrende Ride-Hailing-Dienste in München und Tel Aviv zur Verfügung stehen. Unter Ride-Hailing versteht man den App-basierten Verkauf von Fahrten mit einem privaten Pkw, das US-amerikanische Unternehmen Uber bietet diese Dienstleistung in vielen Ländern an. Als deutscher Partner für Intel und Mobileye fungiert der Autovermieter Sixt. Die Autos sollen sowohl über die App von Moovit als auch über die Sixt-App für Ride-Hailing, Autovermietung, Carsharing und Auto-Abos angefordert werden können.

Mobileye betont, dass der Weg zu vollautonomen Fahrzeugen skalierbare Lösungen erfordere. So könne das Selbstfahrsystem von Mobileye auch im Güter- und Personentransport eingesetzt werden. Mit Schaeffler plane Mobileye beispielsweise eine Kooperation zur Entwicklung einer flexiblen selbst fahrenden Fahrzeugplattform für autonome Shuttles. Zuvor hatte Mobileye eine Kooperation mit Udelv angekündigt für autonome Transporter, die einen Tür-zu-Tür-Zustellbetrieb übernehmen können.

Kleine Brötchen backen mit Car-to-X

Für das Jetzt und Hier bieten Autohersteller ihren Kunden eine so genannte Car-to-Infrastructure-Kommunikation, im VW Golf ist die Technik sogar serienmäßig ohne Aufpreis an Bord. Kommuniziert wird im Golf per WLAN. Andere Hersteller setzen auf den Mobilfunk als Übertragungsweg. Mit der Car-to-X-Technik können Autos hilfreiche Informationen über den Verkehrsfluss bzw. über Verkehrsbehinderungen und Gefahrenstellen erhalten – auch das ist ein Schritt in die Zukunft des völlig autonom fahrenden Pkw.

5 Stufen des Autonomen Fahrens bis zum Auto der Zukunft

Selbstfahrende Autos waren noch vor 15 Jahren lediglich Teil eines Science Fiction Films – doch nun sind sie fast schon Realität. Das Autofahren der Zukunft wird sich verändern, der Fahrer wird zum Passagier. Doch ist das eine wünschenswerte Entwicklung? Wir haben das Wichtigste zum autonomen Fahren zusammengefasst.

Das Auto fährt aus der Garage, hält vor der Haustür, öffnet die Türen selbständig und lässt Sie einsteigen. Im Innenraum begrüßt Sie eine freundliche Stimme und erkundigt sich nach Ihrem Befinden. Die Temperatur passt sich automatisch an Ihren körperlichen Zustand an, Sie nennen dem Auto Ihr Ziel und es fährt Sie sicher und bequem von A nach B. Und das alles elektrisch, denn Elektroautos sind natürlich die Voraussetzung für die Mobilität von morgen. So oder so ähnlich könnte die Zukunft des autonomen Fahrens aussehen. Für viele sicher eine beängstigende Vorstellung, andere hören bereits den Ruf der Freiheit. Bis ein Auto allerdings vollautonom fahren kann, sind ein paar vorbereitende Schritte nötig.

Die 5 Stufen zum autonomen Fahren

Natürlich kommt der Schritt zum vollautonomen Fahren nicht von jetzt auf gleich. Autohersteller haben viele Jahre Entwicklungsarbeit geleistet, um da zu sein, wo sie heute sind. Der nächste Schritt wird allerdings nochmal ein großer werden, denn autonomes Fahren ist ungeheuer komplex.

1. Assistiertes Fahren

Assistiertes Fahren gibt es schon seit einigen Jahren. Dazu zählen Fahrassistenzsysteme, die den Fahrer unterstützen und für mehr Sicherheit und Komfort sorgen. So gut wie jeder Neuwagen ist mit solchen Systemen ausgestattet, dazu gehören beispielsweise die Stop&Go-Funktion und die Auffahr- und Personenwarnung mit City-Bremsfunktion. Die meisten dieser Features sind mittlerweile so normal, dass man sich kaum noch vorstellen kann, wie es ohne sie gewesen ist.

2. Teilautomatisiertes Fahren

Der nächste Schritt ist das teilautomatisierte Fahren. Wie man der Formulierung bereits entnehmen kann, assistiert das Auto hier nicht mehr nur, sondern folgt automatisch bestimmten Anweisungen. Stufe 2 ist heute bereits Wirklichkeit, Funktionen wie der Spurführassistent oder ein automatisches Abbremsen und Beschleunigen gehören zum teilautomatisierten Fahren. Auch das Übernehmen des Steuers kennen wir bereits, beim automatischen Einparkassistenten manövriert sich das Fahrzeug alleine in eine passende Parklücke. Wichtig ist, dass der Fahrer immer die Verantwortung hat, er kann sich nicht vom Verkehr abwenden.

3. Hochautomatisiertes Fahren

Das hochautomatisierte Fahren gibt dem Fahrer immer mehr Freiheit. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es sogar möglich, sich dauerhaft vom Verkehrsgeschehen abzuwenden. Das Fahrzeug übernimmt dann die Fahraufgabe vollständig. Das funktioniert aufgrund hochautomatisierter Systeme, die in der Lage sind, über längere Strecken unter bestimmten Bedingungen (beispielsweise auf der Autobahn), komplett selbständig zu fahren. Das funktioniert wie gesagt nur bei bestimmten Fahrszenarien und auch hier muss der Fahrer immer in der Lage sein, die Fahraufgabe schnell wieder zu übernehmen. Noch sind Autos mit diesen Funktionen nicht auf unseren Straßen unterwegs, die nächsten Jahre wird das aber sicher geschehen. Die dafür nötige Technik haben die Autohersteller bereits in der Schublade.

4. Vollautomatisiertes Fahren

Stufe 4 ist die letzte Vorstufe zum autonomen Fahren. Beim vollautomatisierten Fahren fährt das Fahrzeug den überwiegenden Teil der Fahrt selbständig. Hier müsste die Technik soweit weiterentwickelt sein, dass selbst hochkomplexe urbane Verkehrssituationen kein Problem mehr darstellen. Das heißt, das Auto muss nicht nur gerade Strecken auf der Autobahn bewältigen, sondern auch bei plötzlichen Baustellen ohne den Eingriff des Fahrers richtig reagieren. Trotz allem muss auch hier der Fahrer immer fahrtüchtig sein, um im Notfall eingreifen zu können. Schlafen soll aber zeitweise möglich sein, ignoriert der Fahrer allerdings Warnhinweise des Fahrzeugs, kann das System den Wagen in einen sicheren Zustand überführen. Im Klartext: Das Auto wird selbständig an die Seite fahren und anhalten, bis der Fahrer reagiert und seine Aufgabe wieder wahrnimmt.

5. Autonomes Fahren

Ist Stufe 5 erreicht, haben wir das Ziel vom autonomen Fahren erreicht. Hier muss der Fahrer weder fahrtüchtig sein, noch eine Fahrerlaubnis haben – Lenkrad und Pedale sind also nicht mehr erforderlich. Das Fahrzeug übernimmt jetzt die Rolle des Fahrers und somit alle Fahrfunktionen. Alle Personen werden nun zu Passagieren und sind nicht mehr für das Fahrzeug verantwortlich. Die technischen Anforderungen an das autonome Fahren sind allerdings ausgesprochen hoch. Komplett selbstfahrende Autos werden wir deshalb zunächst nur im Stadtverkehr sehen und das auch mit recht langsamer Geschwindigkeit. Der Einsatz wird anfangs wohl auf Innenstädte und dort auf begrenzte Bereiche eingeschränkt sein. Bis die Technik soweit ausgereift ist, dass jede Strecke autonom bewältigt werden kann, vergeht aber auch ab diesem Zeitpunkt sicher noch eine ganze Weile.

Vorteile autonomen Fahrens

Lässt man mal alle Vorurteile und Befürchtungen hinter sich, hat das autonome Fahren doch einige Vorteile zu bieten. Als erstes wäre der Zeitfaktor zu nennen, denn wer nicht hinterm Steuer sitzen muss, kann während der Fahrt seine Zeit sinnvoll nutzen. Entweder auf dem Weg zur Arbeit bereits Mails checken oder einfach nochmal ein wenig Schlaf nachholen. Der Faktor Zeit wird in Zukunft immer wichtiger werden, schon heute ist sie meist zu knapp. Zeitwohlstand wird langsam aber sicher zum Luxusgut, autonomes Fahren kann hier ein wenig dagegen steuern. Gesellschaftlich gesehen birgt das autonome Fahren eine enorme Chance, ältere oder eingeschränkte Menschen besser einzubinden und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Nachdem keine Fahrtüchtigkeit mehr vorausgesetzt wird, kann plötzlich Menschen, die vorher immer auf die Hilfe anderer angewiesen waren, ein Stück Selbständigkeit zurückgegeben werden. Auch für die Wirtschaft haben selbstfahrende Autos Vorteile. 52 Prozent aller weltweiten Patente zum autonomen Fahren kommen momentan aus Deutschland. Dazu gehören Firmen wie Bosch, Audi und Continental. Der Wirtschaftsstandort Deutschland würde gestärkt und auch für die Zukunft stark in den Automobilsektor eingebunden werden.

Nachteile autonomen Fahrens

Vor allem für Fans des echten, authentischen Autofahrens ist die Vorstellung von autonom fahrenden Autos wohl ein Albtraum. Beschleunigung, das Gefühl von Kontrolle und Freiheit sind dann keine Komponenten mehr, die das Autofahren definieren. Sportlichkeit wird im selbstfahrenden Fahrzeug durch Bequemlichkeit und freie Zeit ersetzt und steht nicht mehr im Vordergrund. Wenn es einmal nur noch autonom fahrende Autos auf den Straßen gibt, sind diese alle miteinander vernetzt. Das Ausscheren eines einzelnen, der beispielsweise seinen Sportwagen ausfahren möchte, würde das ganze System gefährden und sicher vom Fahrzeug gar nicht zugelassen werden. Ein weiterer Nachteil oder besser gesagt eine noch nicht ganz geklärte Frage ist die Haftung. Aktuell ist die Regelung klar: Wer als Fahrer einen Fehler macht und deshalb einen Unfall verursacht, trägt die volle Verantwortung. Wer gut abgesichert ist, bekommt von der Versicherung auch seinen eigenen Schaden ersetzt. In Zukunft soll die Versicherung im Schadensfall ebenfalls zahlen, auch wenn nicht mehr der Mensch, sondern die Maschine das Auto steuert. Die Sache mit der Verantwortung ist hier schon schwieriger, denn der Mensch ist nur noch Passagier und hat keine Möglichkeit mehr in den Fahrablauf einzugreifen. Kommt es zu einem Unfall, muss geklärt werden, ob ein technischer Defekt dafür verantwortlich war. Ist das der Fall, wird der Hersteller in Regress genommen. So die aktuelle Sachlage, doch diese wird sicher nochmal diskutiert, wenn die Straßen voll von autonomen Fahrzeugen sind. Leicht wird es für die selbstfahrenden Autos nicht, denn laut einer Studie des ADAC möchten sich 45 Prozent der Autofahrer im fließenden Verkehr nicht auf die Fahrzeugtechnologie verlassen. Hilfe beim Ein- und Ausparken oder im Stau, ist dagegen gern gesehen.

Prognose

Mit der Weiterentwicklung des autonomen Fahrens werden sich viele neue Möglichkeiten ergeben. Auch das automatisierte Carsharing ist schon eine Idee für die Zukunft. Hier würde man einfach ein Auto bestellen, dass einen dann am eigenen Standort abholt und zum Zielort fährt. Es wird geschätzt, dass zukünftig immer weniger junge Erwachsene ein Auto besitzen und das Fahrzeug-Sharing immer beliebter wird. Hört sich gut an, denn dadurch würden weniger Autos auf den Straßen unterwegs sein und die Menschen sind trotzdem mobil. Zu bedenken gilt es allerdings, dass das Konzept des Carsharings nur in Städten wirklich gut funktionieren kann, ländliche Gebiete profitieren davon nicht. Hier wird immer noch ein eigenes Auto benötigt werden. In urbanen Gebieten bietet sich aber eine Möglichkeit der Vernetzung an, die Mobilität einfacher und unkomplizierter machen kann. Öffentliche Verkehrsmittel könnten besser aufeinander abgestimmt werden, Fahrpläne müssen nicht mehr gelesen und Fahrkarten nicht mehr am Automaten gekauft werden. Ein bisschen was ist bereits umgesetzt, doch Prognosen bestätigen, dass Digitalisierung und autonomes Fahren gegenseitig stark voneinander profitieren könnten, um Mobilität zu vereinfachen. Wie gesagt, Städte werden hiervon betroffen sein, auf dem Land wird diese Entwicklung nicht so schnell vonstatten gehen.

Weiterentwicklung der Navigation

Was ebenfalls mit dem autonomen Fahren korreliert, ist die Weiterentwicklung der Navigation. Navigationsdienste wie Google, TomTom oder Here helfen uns, uns in der ganzen Welt zurecht zu finden. Computer lernen immer mehr Winkel der Welt kennen, digitalisieren Sie und fügen die Daten den Navigationskarten zu. Doch das ist noch nicht alles, die Zukunft kann mehr: Navigationsdienste können bereits jetzt anhand ihrer Daten einen Stau vorhersagen, noch bevor die Menschen auf der Straße das bevorstehende Unheil erahnen können. Genau hier möchte TomTom ansetzen, indem der Hersteller aktuell relevante Daten sammelt und verknüpft, um so schneller und schlauer zu sein als andere. Schon jetzt bilden digitale Karten nicht mehr nur das Wegenetz ab, sie sind elementar wichtig für das teilautonome und das anvisierte autonome Fahren. Denn es ist nur mit hochgenauen Kartendaten in Kombination mit Echtzeitinformationen über Verkehr, Wetter und andere entscheidende Parameter möglich, vorausschauend zu fahren. Das betrifft auch schon unsere Gegenwart. Soll das Auto das Steuer übernehmen, müssen Kreuzungen und Hindernisse nicht mehr nur ungefähr abgebildet werden, sondern zentimetergenau. Auch Taxifahrer, Liefer- oder Dronendienste benötigen in Zukunft ganz genaue Informationen zu Hauseingängen, Stockwerken und der Infrastruktur rund um ihren Zielort. Um das zu bewerkstelligen werden statische Informationen mit Echtzeitdaten verknüpft. So sollen diese Daten dann beispielsweise Auskunft darüber geben, auf welcher Abbiegespur ein Stau entsteht, wo ein Verkehrschaos aufgrund von Großveranstaltungen zu erwarten ist, in welcher Reihenfolge Ampeln geschalten sind, wo die Straße glatt ist, und, und, und. Wenn Sie sich jetzt fragen, wo diese Daten herkommen, dann können Sie sich an die eigene Nase fassen. Denn bewusst oder unbewusst liefern die Nutzer von Navigationsdiensten den Anbietern ihre Daten, mit denen die Straßenkarten der Zukunft entworfen werden.

Verändert autonomes Fahren die Gesellschaft?

Wie kann man diese Herausforderung in Zukunft meistern? Freudendal-Pedersen sieht in Carsharing-Konzepten eine große Chance: Menschen würden Autos nicht mehr besitzen, sondern bedarfsbezogen mit anderen teilen. Damit werden Autos zu einem Baustein im Mobilitätsmix – eine Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr oder etwa dem Fahrrad. Das wird große Auswirkungen auf das städtische Leben haben und von der Gesellschaft ein Umdenken verlangen:

„Ein Auto, das einem nicht mehr allein gehört – an diesen Gedanken müssen sich viele erst gewöhnen.“ Für viele Menschen gelten Autos bis heute als Statussymbol. Malene Freudendal-Pedersen hat aber bereits eine Veränderung in der Gesellschaft festgestellt: Das Gefühl von Freiheit und Selbstverwirklichung wird nicht mehr in dem Maß vom Besitz eines eigenen Autos abhängig gemacht, wie es noch vor einigen Jahren der Fall gewesen sei.

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