Blockchain in der Automobilindustrie

Beim Thema Blockchain denken die meisten Menschen an Bitcoins. Die Kryptowährung ist das bekannteste Beispiel für die Anwendung dieser Technologie. Doch Blockchains bieten eine Antwort auf eine Vielzahl von Zukunftsfragen und können auch den Autofahrern das Leben erleichtern, etwa beim Kauf eines Gebrauchtwagens.

„Dabei ist die Blockchain-Technologie selbst nicht der Heilsbringer“, erklärt Dr. Andre Luckow, Head of Distributed Ledger and Emerging Technologies bei der BMW Group. „Vielmehr bietet sie uns die technische Grundlage, um hilfreiche und effektive Lösungen zu schaffen.“

Dr. Luckow leitet in der IT der BMW Group das Team, das gemeinsam mit den Fachbereichen potenzielle Use Cases für die Blockchain-Technologie entwickelt. Diese möglichen Anwendungsfälle haben das Potenzial, die Mobilität der Zukunft zu prägen. Drei davon stellen wir Ihnen hier vor.

Technologie ohne Kunden? Wieso wir das Auto für Elektromobilität neu erfinden müssen

Mit dem Thema Elektromobilität verhält es sich wie mit dem Thema Abnehmen: Jeder findet es gut, keiner macht mit. Die Elektromobilität wird jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn das Handeln und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteuren noch stärker auf das wichtigste Ziel ausgerichtet ist: die Nutzer für elektromobile Fahrzeuge zu begeistern. Eine Studie, die das Fraunhofer IAO zusammen mit der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers durchgeführt hat, offenbart, dass die Defizite der Elektromobilität nicht primär technischer Natur sind, sondern dass das Mobilitätskonzept elektromobiler Fahrzeuge derzeit noch nicht attraktiv genug für breite Käuferschichten ist. Darin liegt eine zentrale Herausforderung: Die Technologie muss ihren Markt und ihre Käufer entwickeln, um in absehbarer Zeit eine ernstzunehmende Alternative zum Verbrennungsmotor zu werden.

Neuer Antrieb reicht nicht: Das Auto neu erfinden

Elektromobile werden schon aus Gründen der Rohstoffverfügbarkeit auf lange Sicht Autos mit Verbrennungsmotor ablösen. Doch im praktischen Vergleich scheinen die derzeitigen Nachteile des Elektrofahrzeugs gegenüber dem verbrennungsmotorgetriebenen PKW für den privaten Nutzer noch deutlich zu überwiegen: zu teuer, zu wenig Reichweite, zu weit weg von den alltäglichen Nutzergewohnheiten. Und das wird auch bis 2020 nicht behoben sein. Als reiner Benzinersatz wird der Elektroantrieb auf absehbare Zeit kein Massenprodukt werden. In dieser mangelnden Akzeptanz liegt ein grundlegendes Risiko, denn die enormen Investitionen der Fahrzeughersteller können nur gedeckt werden, wenn das Elektrofahrzeug über Nischensegmente hinaus den Massenmarkt erreicht. Um der elektromobilen Antriebstechnologie zum Durchbruch zu verhelfen, müssen also Kaufanreize geschaffen werden, die die derzeit noch bestehenden technischen Einschränkungen kompensieren – und genau hierin liegt die Chance für die Automobilindustrie. Das Auto muss neu gedacht werden und zwar nicht vom Fahrzeug alter Prägung her, sondern von Kundenwünschen, die von der aktuellen Fahrzeuggeneration noch gar nicht befriedigt werden. Nutzer müssen durch innovative Fahrzeug- und auch Mobilitätskonzepte mit neuen, wertvollen Features gewonnen werden. Auch die Automobilindustrie selbst muss für die Entwicklung von E-Fahrzeugen tief greifende Veränderungen vornehmen, sowohl technologisch als auch in Bezug auf ihre Geschäftsmodelle. Die »Neuerfindung« des Autos als »elektromobiles Gadget« für Konsumenten wird nur über Kooperationen mit Unternehmern und Akteuren verschiedenster Herkunft gelingen, die Innovationen jenseits des klassischen Fokus von Automobilherstellern einbringen können.

Das Auto als Gadget: Symbiose zwischen Automobil-, Energie- und Kommunikationstechnologie

Damit die Nutzer mit einem Elektroauto so mobil sein können, wie sie das von ihrem heutigen PKW gewohnt sind, müssen Energiewirtschaft, Automobilindustrie und die Informations- und Kommunikationstechnologie eng zusammenarbeiten. So kann gewährleistet werden, dass das E-Fahrzeug mit seiner Umgebung und der Ladeinfrastruktur vernetzt wird und dem Nutzer eines Elektrofahrzeugs mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen, als beim bewährten Verbrennungsmotor. Kann sich der Nutzer innerhalb dieses Netzes mit anderen nahtlos verknüpften Mobilitätsdienstleistungen (z. B. Mieträder, Bus, Bahn, Flugverkehr) bewegen, wird er den heutigen PKW als »Offline-Vehikel« nicht mehr vermissen. Das Smartphone, das sich aktuell fast 200 Millionen Mal pro Jahr verkauft, wäre der ideale Schlüssel zu diesem Netz und gleichzeitig ein Vorbild für neues Denken in der Automobilindustrie. Wie im World Wide Web würde die Vernetzungsfähigkeit eines Fahrzeugs zu einem neuen, hochinnovativen Vorteil gegenüber dem benzinbetriebenen Klassiker.

Flottenversuche als virales Marketing

Unsere Studie weist nach, dass Konsumenten grundsätzlich bereit für den verkehrstechnischen Paradigmenwechsel sind. Es fehlen jedoch Möglichkeiten, diesen Grundsatz im persönlichen Leben praktisch umzusetzen. Elektromobilität muss den potenziellen Kunden Brücken in deren Alltag bauen und nach und nach selbst alltagstauglich werden. Die ersten Flottenversuche zeigen: Die Nutzer sind begeistert von Elektromobilität. Die Begeisterung wächst mit der Zahl der Mitwirkenden an Flottenversuchen und diese sind die wichtigsten Multiplikatoren zu weiteren Käuferschichten. Flottenversuche zeigen auf diese Weise, wie die Akzeptanz für die Technologie geschaffen und nach und nach ausgebaut werden kann – eine Art virales Marketing, mit dem sich die Technologie die Bevölkerungsschichten erschließt, die für ihren Durchbruch notwendig sind. Noch bewegen sich Flottenversuche überwiegend in verkehrstechnischen Nischen wie dem städtischen Gütertransport. Unsere Studie hat einige Geschäftsmodelle identifiziert, die genügend Überzeugungskraft für größere Bevölkerungsteile haben und eine breitere Akzeptanz dieser neuen Technologie und Form der Mobilität schaffen könnten.

Elektromobilität hat derzeit noch ein Mobilisierungsproblem, das ebenso dringlich gelöst werden muss, wie die zweifellos existierenden technischen Unzulänglichkeiten. Unsere Studie gibt einige Anhaltspunkte, mit welchen Mitteln diese Mobilisierunglücke geschlossen werden kann. Gerne können Sie uns für detaillierte Nachfragen hierzu kontaktieren.

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Hannes Rose Hannes Rose hat das Institut 2014 verlassen. Autorenprofil

Kategorien: Future Mobility

Tags: E-Mobility, Elektromobilität, Mobilität, Mobility Innovation

Technologien: Vollgas für den Fortschritt

Folglich können es sich Unternehmen wie DaimlerChrysler oder VW leisten, hoch dotierte Aufträge an Forschungseinrichtungen wie die Fraunhofer-Institute zu vergeben. Die Investitionen amortisieren sich bei vielen hunderttausend hergestellten Wagen pro Jahr schnell. Dies wiederum bedeutet, dass die innovativen Produkte der Forscher auch für andere Branchen erschwinglich sind.

Im Auftrag von BMW hat das Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS) in Duisburg eine neue Digitalkamera entwickelt. Das winzige Maschinchen, für neue Abstandswarner entwickelt, lässt seine Blende ständig offen. Die elektronische Schaltung belichtet die Objekte jedoch nur wenige Nanosekunden (milliardstel Sekunden) lang. Dennoch entstehen scharfe, kontrastreiche Bilder - bei Dämmerung wie im Gegenlicht, tausend Stück in jeder Sekunde.

Die nächste Generation von Abstandswarnern bräuchte dank der neuartigen Kamera keine aufwändige Radartechnik mehr. Sie würde mit natürlichem Licht oder der Beleuchtung normaler Straßenlampen arbeiten, folglich ohne Strahlenbelastung für die Umwelt.

Die Digitalkamera des Duisburger Fraunhofer-Instituts liefert womöglich das Beispiel für eine Technologie, die zunächst in der Automobiltechnik eingesetzt wird und sich später zum Massenprodukt für einen Milliardenmarkt entwickelt. "Kombiniert mit spezifischer Software, können sich mit so einer Kamera viele Maschinen nahezu selbst lenken", schwärmt IMS-Leiter Günter Zimmer. "Produktionsroboter, Staubsauger oder Türöffner."

Kein Zweifel: Die Entwicklungsoffensive der Automobilindustrie erschließt ein hohes Potenzial für die gesamte Wirtschaft. Aber werden die Möglichkeiten auch ausreichend genutzt?

"Nicht ganz", sagt Axel Zweck, "noch erkennen wir hier zu Lande zu spät, was in mancher Technologie steckt. Manchmal erkennen wir es gar nicht."

Virtuelle Realität, virtuelle Fantasie

Virtuelle Realität, virtuelle Fantasie

Der zweifach promovierte Chemiker und Sozialwissenschaftler leitet das Zentrum für Technologie-Früherkennung beim Verband Deutscher Ingenieure in Düsseldorf. Sein Team beschäftigt sich unter anderem mit dem Einsatz der Virtuellen Realität (VR) im Auto - also mit Systemen, die Informationen von innen auf die Windschutzscheibe projizieren. Etwa Daten über am Weg liegende Restaurants, Kinos oder Autowerkstätten.

"Amerikaner sind fasziniert von solchen Dingen", weiß Zweck. "Bei uns hingegen ruft der Begriff Virtuelle Realität oft Angst hervor: die Furcht, die Kontrolle über die eigenen Wahrnehmungen zu verlieren."

In Deutschland werden VR-Projekte daher nur zögerlich verfolgt. Dies könnte bewirken, dass die begeistert forschenden Amerikaner bald die Marktführerschaft bei Geräten zur VR-Navigation erringen. Und zugleich bei allen übrigen VR-Anwendungen, etwa Computerspielen und Unterhaltungselektronik.

Die Automobilindustrie bringt viele Innovationen auf den Weg. Nun liegt es an den Unternehmen in verwandten oder artfremden Branchen, auf die Neuerungen zuzugreifen und für die eigenen Produkte und Dienstleistungen nutzbar zu machen.

Zwischen der Autoindustrie und der Medizintechnik klappt dieser Transfer bereits vorbildlich. So hat das Duisburger IMS ein Messgerät für den Innendruck des Auges entwickelt, das Patienten mit Grünem Star ins Sehorgan eingepflanzt werden könnte. Bei gefährlichem Druckanstieg gibt das winzige Teil ein Signal zur Öffnung eines Ventils, welches dann Augenflüssigkeit dosiert ablässt.

Allein in Deutschland leidet über eine Million Menschen am Grünen Star. Tausende erblinden jährlich, weil der Druck in ihrem Auge unbemerkt ansteigt und den Sehnerv tötet. Der Messapparat könnte helfen, den Opfern das Augenlicht zu erhalten.

Ausgangspunkt der Entwicklung war ein Mikrosystem, das den Druck von Lkw-Reifen ermittelt und ans Cockpit überträgt.

Technologietreiber Auto

Beispiel 1: Nanotechnik Beispiel 2: Brennstoffzellen Beispiel 3: Neue Werkstoffe Beispiel 4: Mikrosysteme Beispiel 5: Telematik

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