Autonomes Fahren senkt Fahrtkosten und schont die Umwelt

Autonomes Fahren: Automatisch Milliarden sparen

Staus minimieren, Unfallzahlen reduzieren, Sprit sparen, Luftqualität verbessern: Studien prognostizieren, dass sich mit Roboterautos allein in Deutschland 15 Milliarden Euro einsparen lassen – pro Jahr.

90 Prozent weniger Unfälle und dazu frei verfügbare Zeit im Wert von bis zu vier Billionen Euro: Nach Ansicht von Schweizer Wissenschaftlern von der Universität St. Gallen ließe sich mit der Technologie des autonomen Fahrens jedes Jahr viel Geld sparen. Knapp 1,3 Milliarden Autos sind heute weltweit auf den Straßen unterwegs. Das ergibt für jedes Fahrzeug im Schnitt eine Stunde pro Tag. Allein ein Drittel des städtischen Verkehrs geht auf das Konto der Parkplatzsuche. Von effizienter Mobilität also keine Spur. Das vernetzte, autonom fahrende Auto müsste in Zukunft dank intelligenter Sensoren nicht mehr nach Parkplätzen suchen. Zudem schätzt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC im Rahmen des „2018 Digital Auto Report“, dass durch den zunehmenden Einsatz geteilter und selbstfahrender Autos bis 2030 die Anzahl der Pkw auf den Straßen weltweit um fünf Prozent zurückgehen wird.

Wie Autos in Deutschland genutzt werden Trotz aller Diskussionen um alternative Mobilitätskonzepte ist das Auto nach wie vor Deutschlands dominierendes Verkehrsmittel: Knapp 45 Millionen Fahrzeuge sind in Deutschland zugelassen (Stand: Januar 2019).

Die durchschnittliche Betriebsdauer liegt pro Tag bei 45 Minuten.

Fast zwei Drittel der Pkw-Fahrten sind kürzer als zehn Kilometer.

Rund 3,2 Milliarden Kilometer legen die Deutschen pro Jahr zurück.

Pro Person sind das täglich 39 Kilometer.

Drei Viertel der Personenkilometer legen die Deutschen mit dem Auto zurück (Quelle: „Mobilität in Deutschland 2017“).

Warum sinken die volkswirtschaftlichen Kosten des Autofahrens?

Heute kostet ein Kilometer Autofahrt etwa 40 Cent. Im rund um die Uhr genutzten Roboterauto soll dieser Betrag auf nur noch drei Cent sinken. Laut einer Studie von KE-Consult, die der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) 2018 in Auftrag gab, sänken die volkswirtschaftlichen Kosten durch autonomes Fahren um jährlich 8,3 Milliarden Euro. 6,2 Millionen Tonnen weniger CO2 gerieten in die Luft. Über eine dem Verkehr besser angepasste, also konstantere, Fahrweise ohne menschlichen Fahrer ließen sich allein auf Autobahnen Kraftstoffkosten in Höhe von 15 Prozent einsparen. Auf dem übrigen Straßennetz blieben sogar rund 30 Prozent mehr in den Tanks. Hieraus ergibt sich eine jährliche Ersparnis von 2,1 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Fahrzeit würde sich um 20 Prozent verringern – durch optimierten Verkehrsfluss und weniger Staus. Dies hätte eine Reduzierung der Ausgaben um 4,1 Milliarden Euro pro Jahr zur Folge. Langfristig ließen sich mit vollautonomer Technik insgesamt 15 Milliarden Euro jährlich einsparen.

„Autonomes Fahren wird unser tägliches Leben gewaltig verändern.“ – Andreas Herrmann, Universität St. Gallen

Dabei haben Digitalisierung und Automatisierung gemäß der PwC-Studie von 2018 auch erhebliche Auswirkungen auf die Transportwirtschaft. So könnten ab 2030 autonom fahrende Lastwagen bereits 78 Prozent der verfügbaren Zeit unterwegs sein. Heute liegt dieser Anteil bei lediglich 29 Prozent. Die Kehrseite der Medaille: Laut PwC gehen vier Fünftel der Einsparungen auf Einschnitte beim Personal in der Transport- und Logistikbranche zurück. Dagegen ist MAN-Chef Joachim Drees der Meinung, „dass wir den Beruf des Lkw-Fahrers noch ziemlich lange brauchen werden“ – wenn auch mit einem veränderten Jobprofil. Denn je mehr autonome Fahrtechnik in den Lastwagen verbaut ist, desto stärker dürften für die Fahrer Aufgaben etwa im logistischen Bereich hinzukommen. Gleichzeitig könnten Autofahrer entsprechend einer Untersuchung der Universität St. Gallen, die im Rahmen des Genfer Automobilsalons 2018 veröffentlicht wurde, die heute rund 400 Milliarden Stunden am Lenkrad produktiver nutzen – und beispielsweise schon während der Fahrt Organisatorisches erledigen oder einfach etwas entspannen.

50 Prozent weniger Unfälle

Eine Studie des Prognos-Forschungsinstituts im Auftrag des ADAC geht davon aus, dass sich autonomes Fahren außerdem positiv auf die Unfallzahlen in Deutschland auswirken wird. Dank neuer Sicherheitssysteme in vernetzten Fahrzeugen soll sich demnach die Zahl der Verkehrstoten pro Jahr in Deutschland in naher Zukunft halbieren – von aktuell mehr als 3.000 auf 1.500 in den nächsten 15 Jahren. Bereits die in vielen neuen Wagen eingebauten Abbiege- und Notbremsassistenten retten Leben. Die Prognos-Experten rechnen zwar mit einem weiteren Anstieg der zugelassenen Fahrzeuge und damit einhergehend auch mit mehr Unfällen im Straßenverkehr. Aber neue sicherheitsrelevante Assistenzsysteme gleichen diese Entwicklungen aus: Für 2040 erwarten die Wissenschaftler bei Unfällen auf deutschen Straßen etwa 1.100 Verkehrstote, für 2050 weniger als 700. „Autonomes Fahren wird unser tägliches Leben gewaltig verändern“, sagte Andreas Herrmann von der Universität St. Gallen auf dem Genfer Automobilsalon. „Und wir können die gesellschaftlichen Kosten dramatisch verringern.“

Akzeptanz autonomer Fahrzeuge: Die Deutschen tun sich schwer

Autonomes Fahren Akzeptanz autonomer Fahrzeuge: Die Deutschen tun sich schwer

Das Center of Automotive Management (Cam) ist ein unabhängiges Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung. In einer vom CAM und Data & Analytics Group YouGov durchgeführten Befragung kam jetzt heraus, dass sich die Deutschen mit der Akzeptanz für autonomes Fahren teilweise schwerer tun als andere Länder.

Mercedes hat die erste Zulassung für ein autonomes Level-3-System auf deutschen Autobahnen erhalten. Allerdings ist der Rahmen für die Nutzung noch stark eingeschränkt. (Bild: Mercedes-Benz)

Autonome Mobilität ist wohl eins der zentralen Themen der Zukunft. Doch wie stehen deutsche Autofahrer aller Altersklassen zum Thema und wie akzeptiert ist es, das Lenkrad „aus der Hand zu geben“? Das CAM (Center of Automotive Management) hat in Kooperation mit der Analytics Group YouGov als unabhängiges Institut eine Befragung durchgeführt, bei der unterschiedliche Altersgruppen zu ihrer Akzeptanz des autonomen Fahrens befragt wurden.

Die Bestrebungen der Automobilindustrie sind deutlich: Der Trend geht hin zu autonomen Fahrzeugen. Allerdings hat die Befragung gezeigt, dass dies eine Entwicklung ist, der viele Menschen in Deutschland immer noch skeptisch gegenüberstehen. Aktuell können sich 49 Prozent der Befragten nicht vorstellen, ein vollautonomes Fahrzeug wie etwa ein Taxi zu nutzen. Die Akzeptanz ist unter jüngeren Befragungsteilnehmern jedoch höher als unter älteren (siehe Grafiken unten).

Vorteile des autonomen Fahrens

Zeitersparnis und Sicherheit sind laut Studienteilnehmer die wichtigsten Argumente für autonome Fahrzeuge. So können die Passagiere ihre Aufmerksamkeit anderen Tätigkeiten widmen. Viele Befragte (29 Prozent) erkennen jedoch gar keinen Vorteil in autonomen Fahrzeugen.

Ängste und Unsicherheiten gegenüber autonomen Fahrzeugen

Autonome Fahrzeuge lösen Ängste und Unsicherheit aus. Fast die Hälfte der Befragten zweifelt grundsätzlich an der Sicherheit von Fahrzeugen, die kein Mensch steuert. Andere Ängste betreffen wiederum das Thema Cybersecurity und Hacker-Angriffe. Viele Menschen gehen außerdem aufgrund der verbauten Technik von deutlich höheren Anschaffungskosten aus. Und auch wenn die Akzeptanz unter jüngeren Befragten größer ist, die Zweifel und Bedenken sind homogen über alle Altersgruppen verteilt. Auch die jüngeren Generationen haben Zweifel.

Studienleiter Stefan Bratzel meint: „Autonomes Fahren ist zwar ein großes Technologieversprechen der Auto- und Mobilitätsindustrie, die mit der Vision von weniger Unfällen, mehr Komfort und geringeren Fahrtkosten einhergeht. Allerdings fehlt bei breiten Bevölkerungsschichten noch die Akzeptanz für die Technologie. Die Unternehmen sollten künftig einerseits stärker den Kundennutzen dieser Innovationen adressieren und andererseits durch Transparenz und Heranführung an die Technologie die Skeptiker einfangen. Große Teile der jungen Generation erscheinen sehr empfänglich und können als Wortführer und Unterstützer gewonnen werden.“

Autonomes Fahren in Deutschland

In US-amerikanischen Städten wie San Francisco oder Phoenix sind autonome Taxis inzwischen ohne Sicherheitsfahrer unterwegs und befördern bereits Passagiere (auch wenn das alles noch nicht ganz fehlerfrei abläuft). Mercedes-Benz hat für seine Fahrzeuge der Luxusklasse ebenfalls eine Lizenz für autonomes Level-3-Fahren auf Bundesautobahnen erhalten. Der Fahrer kann sich also seinen E-Mails oder einem Film widmen – die Verantwortung für die Fahrt liegt erstmals beim Fahrzeughersteller, der mit allen Konsequenzen für einen Unfall haftet. Aus diesem Grund ist der Bereich, in dem das System operiert, jedoch auch noch sehr eingeschränkt: nur auf Autobahnen, keine Spurwechsel, nur bis 60 km/h, nur bei Tageslicht, nicht in Tunneln und nur bei Temperaturen über 3° Celsius. Das schränkt den Nutzungsumfang noch stark ein. Jedoch ist sicher, dass sich die Gesetzgebung und die technischen Voraussetzungen weiter entwickeln werden. Bis dahin kann sich auch noch viel an der Akzeptanz in der Bevölkerung tun.

Bildergalerie

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Autonome Fahrzeuge belasten die Umwelt

Umweltfolgen bislang kaum betrachtet

Öffentliche Verkehrsmittel verlieren

Bereits jetzt erfährt die Mobilität in modernen Industriegesellschaften einen tiefgreifenden Wandel - weg von traditionellen Transportmitteln hin zu immer mehr Tür-zu-Tür-Diensten. Bisherige Analysen legen nahe, dass angesichts dieses Trends klassische öffentliche Verkehrsmittel künftig immer mehr Marktanteile an bequemere autonome Fahrzeuge verlieren werden. Dass bleibt wahrscheinlich nicht ohne negative Folgen für die Umwelt.

Fast ein Drittel wählt autonome Taxis

Energieverbrauch und Umweltverschmutzung steigt

Dadurch, dass autonome Fahrzeuge direkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und weniger mit Privatfahrzeugen konkurrieren, ergibt sich jedoch ein Problem. Denn aus Umweltschutzgründen versuchen Politiker weltweit, den öffentlichen Verkehr auf Kosten des privaten Fahrzeugverkehrs zu stärken.

Elektrische autonome Fahrzeuge wären ein Ausgleich

Auch wenn die Bedingungen in den USA nicht so ohne Weiteres auf die Verhältnisse in Deutschland übertragbar sind, so gibt es doch Ähnlichkeiten. Um die Umweltauswirkungen von autonomen Fahrzeugen auszugleichen, sehen die Forscher aus Wisconsin übrigens den Einsatz von elektrischen autonomen Fahrzeugen als eine Möglichkeit an. Allerdings bringt das auch nur dann etwas, wenn der Strom, mit dem diese betrieben werden, auch mindestens zu über 40 Prozent ökologisch produziert wurde. Womit wir auch schon beim nächsten Problem wären.

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